Historisches

Ein kurzer historischer Abriss über die Entstehung

Als sich, spätestens im 12. Jahrhundert, die Stadt Hersfeld aus der Abteigewalt losgelöst und wohl ausgerüstet mit allerlei Privilegien und Gerechtsamen auf eigene Füße gestellt hatte, galt es, diese errungene Selbständigkeit auch zu behaupten. Denn der Feinde, die mit scheelen Augen auf die mächtig aufstrebende Stadt sahen, gab es mehr als genug. So war es denn natürlich, daß die Bürgerschaft wohl vertraut mit der Führung der Waffen war und sich in ihr auch bald eine Schützengilde bildete, die in regelmäßigen Uebungen und in friedlichem Wettkampf Auge und Hand stählte, um für ernste Tage gerüstet zu sein.

Auf jeden Fall berichtet uns die Chronik bereits aus dem Jahre 1252 von einem Aufzug der Armbrustschützen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß solche Aufzüge damals den Preis- oder Vogelschießen vorausgingen, die auf dem freien Platz, dem Werder oder Weerd, in der Nähe der Stadt am Ufer der Fulda abgehalten wurden. Mit ihnen war jedesmal ein Volksfest verbunden, und Groß und Klein stürmten in hellem Haufen nach dem Schützenplatz, wo die Bäcker und Kannengießer ihre Buden aufgeschlagen hatten. Hier ergötzte sich alles an den Späßen der abenteuerlich gekleideten, bunt aufgeputzten Pritschenmeister, welche die Übertretungen der Schaulustigen, sowie Fehlschüsse der Schützen durch Schläge mit dem Pritschenholz ahndeten.

Aber auch in Zeiten der Gefahr wußten die Hersfelder Bogen- und Armbrustschützen mit der Waffe vor- trefflich umzugehen, und als im Jahr 1378 am 28. April in der Vitalisnacht die mit dem Abte verbundenen Ritter die Stadt überfielen, wurden sie hauptsächlich durch die Armbrustschützen abgewiesen. Auf Seiten des Abtes war es besonders der Ritter Eberhard von Engern, der sich vor dem Kampf in der Vitalisnacht gerühmt hatte, nach neun zuvor erstiegenen Städten nun auch Hersfeld im Sturm gewinnen zu können. Doch er ward auf der Mauer mit einer Armbrust durch seinen eisernen Helm erschossen, der hängt noch zu Hersfeld am Rathaus (Heute im Museum) und zeugt dort gut datiert von der Durchschlagskraft dieser Schußwaffe und der Treffsicherheit Hersfelder Schützen.

Die Gilde der Armbrustschützen blühte immer mehr und übte sich im Wettkampf. Der beste Schütze wurde alljährlich ausgezeichnet und mit dem “Kleinod” einem silbernen Ehrenschild, geschmückt. An einer silbernen Kette wurde derselbe umgehängt und nur bei den festlichen Aus- und Einmärschen der Schützen getragen. Auch zahlte die Stadt alljährlich den Schützen, und zwar den beiden besten Schützen, bei den Schießübungen jeden Sonntag und an Festtagen 4 Alb, ( Albus = silberne Groschenmünze des 14. bis 16. Jahrhunderts im Wert von 24 Pfennigen) sowie zu dem Hauptpreisschießen den Bastiansgulden, sogenannt nach dem heiligen Bastian, der als Schutzheiliger der Schützen galt.

Das oben erwähnte Schützenkleinod mag wohl mit der Zeit schadhaft geworden sein, denn im Jahre 1571 schaffte sich die Gilde der Armbrustschützen ein neues Kleinod an, welches heute noch vorhanden ist und sich im städtischen Museum befindet. Es ist dies ein runder Schild, aus Silber getrieben, von 13 Zentimeter Durchmesser an einer silbernen Kette. In der Mitte befindet sich die mit vier Pfeilen durchbohrte Figur des heiligen Sebastian. Die daneben befindlichen beiden kleineren Figuren stellen Bogenschützen dar. Der Rand des Schildes ist mit mehreren silbernen Schellen verziert nebst kleinen Plättchen, auf denen Anfangsbuchstaben von Namen, jedenfalls von Meisterschützen, eingraviert sind. Auch ein silbernes Doppelkreuz, das Hersfelder Wappen, hängt an diesem Kleinod.